Ungewöhnliche Lösungen für mehr Nachhaltigkeit in der Lebensmittelbranche
Wir müssen in der Branche untereinander und mit den Kundinnen und Kunden zusammenarbeiten, um bei allen Betriebsabläufen die Effizienz und Nachhaltigkeit zu priorisieren und zu verbessern.
Nachhaltige und umweltfreundliche Betriebsabläufe sind für Unternehmen mit weltweitem Betätigungsfeld mehr als nur ein nettes Extra. Heutzutage verlangen nicht nur die Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern unser ganzer Planet danach. Zwar sind sich die meisten einig, dass dieses Gebiet mehr Aufmerksamkeit verlangt, doch die Umsetzung ist alles andere als einfach. Es gibt jedoch einige wirkungsvolle Maßnahmen, mit denen Unternehmen sich als führend in Sachen Nachhaltigkeit positionieren können.
Logistische Betriebsabläufe erfordern umfangreiche Investitionen und Räumlichkeiten, um die wachsende Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher zu decken. Das bringt große Herausforderungen mit sich. Lebensmittel- und Getränkehersteller haben einen besonders hohen Energiebedarf, denn in der gesamten Lieferkette kommt es auf eine präzise Temperaturregelung und eine zeitgerechte Abwicklung an. Von diesen Schwierigkeiten einmal abgesehen ergibt sich aber auch eine enorme Chance, kreative und ressourcenschonende Lösungen zu entwickeln, die Umwelt zu schützen und effiziente Methoden zu entwickeln, die der Kundin bzw. dem Kunden zugute kommen und den Profit des Unternehmens steigern.
Durch die Minimierung von Lagerflächen, die Reduzierung von Transportabfällen und die Aufwertung von Ökosystemen durch moderne Technologien können Unternehmen ihre Umweltbilanz verbessern und sich gleichzeitig einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Minimierung der Lagerflächen
Fangen wir mit dem Lager an. Stellen Sie einmal ein Vertriebszentrum vor. Sie denken jetzt wahrscheinlich an eine gigantische, 20.000 Quadratmeter große Anlage an einem abgelegenen Ort, wo in alle Richtungen genug Platz ist. Natürlich gibt es auch noch jede Menge solcher Anlagen, aber in der Branche fehlen geeignete Grundstücke und die Auswirkungen auf die Umwelt sind zu berücksichtigen. Daher möchten wir mit weniger Aufwand mehr erreichen.
Je kleiner das Lager, desto geringer die Betriebs- und Anfangskosten der Anlage. Das ist besonders jetzt wichtig, da das Wachstum des E-Commerce die Nachfrage nach Lagerflächen (und ihren Preis) in die Höhe treibt. Der Betrieb auf einer kleineren Fläche ohne Kapazitätseinschränkungen stellt Unternehmen jedoch vor die Aufgabe, die Lagerdichte zu erhöhen, ohne dass die Zugänglichkeit darunter leidet. Das ist leichter gesagt als getan. Ihre Ziele lassen sich durch automatisierte Lösungen wie Mikro-Fulfillment-Zentren erreichen, die Lebensmittelhändler zunehmend für den Online-Handel nutzen – zumal dieser mehr und mehr überregional stattfindet.
Eine Studie von Food Logistics zufolge beträgt die durchschnittliche Lagergröße beim Mikro-Fulfillment zwischen 460 und 2.300 Quadratmetern, während ein CBRE-Bericht 2017 bei neu gebauten Lagerhäusern einen Anstieg der durchschnittlichen Größe auf 17.159 Quadratmeter feststellte. Diese Technologie verwandelt die Rückseite eines Lebensmittelgeschäfts in ein Miniaturlagerhaus für Online-Bestellungen, in dem sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der automatischen Suchfunktion auf Abruf die gewünschten Artikel bringen lassen können. Diese Lösungen helfen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, denn sie müssen nun nicht mehr bei jeder Bestellung mühsam selbst die Gänge abgehen. Dadurch sparen sie wertvolle Zeit und Ressourcen für andere Aufgaben.
Dabei ist zu beachten, dass es nach dem Bau einer Anlage mit hohen Kosten verbunden ist, die gesamte Hardware auszutauschen, um das Lager mit modernen Technologien auszustatten. Dieses Problem lässt sich mit einem softwaredefinierten System umgehen, das die Waren hinter den Kulissen steuert, sodass die Technikerinnen und Techniker jederzeit mit Updates die Effizienz erhöhen können. Solche Systeme haben eine Art eingebaute Flexibilität, mit der wir neu entdeckte Möglichkeiten der Energieeinsparung zur Anwendung bringen können, ohne die physische Infrastruktur zu wechseln.
Mit Mixed-Case-Paletten lässt sich die Anzahl der Paletten reduzieren, die zur Bestandsauffrischung in die Geschäfte geschickt werden. Das kommt sowohl dem Einzelhändler als auch dem Lebensmittel- und Getränkelieferanten zugute.
Nachhaltigkeitsbericht von Dematic
Seit mehr als zwei Jahrhunderten stehen wir von Dematic für unsere Kundinnen und Kunden an der Speerspitze der Innovation. Bei jedem Entwicklungssprung der industriellen Revolution waren wir vorne mit dabei. Wir haben Technologien entwickelt, die für die Materialhandhabung prägend wurden, und sind immer schon heute auf der Suche nach Lösungen für die Probleme von morgen. Wenn es um Nachhaltigkeit geht, hängt die Zukunft unseres Planeten von unser aller Handlungen ab. Wir von Dematic und die anderen Marken der KION Group nehmen kontinuierlich erhebliche Verbesserungen an unseren Produkten vor, räumen verantwortungsvollem Unternehmertum einen hohen Stellenwert in unserer Personalstrategie ein und arbeiten daran, zukünftigen Generationen den Planeten in einem guten Zustand zu hinterlassen.
Weniger Abfälle beim Transport
Sobald ein Produkt zur Lieferung bereitsteht, sind mehrere Optionen in Betracht zu ziehen. Es ist höchste Zeit, dass Unternehmen mehr für die Nachhaltigkeit tun und nicht bei alternativen Brennstoffen oder wiederverwertbaren Verpackungen stehenbleiben. Sie sollten nach kreativen Lösungen suchen, wie zum Beispiel maßgeschneiderte Verpackungen. Es hat wohl jede bzw. jeder schon einmal etwas Kleines im Internet bestellt und es dann bei der Lieferung in einem Behälter erhalten, der 3–4 Mal so groß war. Maßgeschneiderte Verpackungen sagen dieser Verschwendung den Kampf an. Sie werden speziell für die Artikel angefertigt, die darin transportiert werden. Die Unternehmen profitieren davon, da mehr Waren in die Fahrzeuge passen, weniger Platz verschwendet und dadurch letztlich Energie gespart wird.
Mixed-Case-Fulfillment ist eine weitere Technologie, die immer mehr Verbreitung findet. Damit können Unternehmen genau die Waren auf eine Palette packen, die sie benötigen (bestimmte Artikel in unterschiedlicher Menge, die zur Anordnung der Waren in dem jeweiligen Geschäft passen), anstatt feste Paletten mit identischen Waren zu verwenden. Mit Mixed-Case-Paletten lässt sich die Anzahl der Paletten reduzieren, die zur Bestandsauffrischung in die Geschäfte geschickt werden. Das kommt sowohl dem Einzelhändler als auch dem Lebensmittel- und Getränkelieferanten zugute. Diese Technologie (eine Kombination aus Hardware und hochentwickelter Software) spart im Durchschnitt pro Betrieb und Woche eine halbe Lkw-Ladung.
Aufwertung der Ökosysteme durch neue Technologien
In größeren Anlagen, in denen mehr Waren gehandhabt werden, lässt sich auch noch auf andere Weise Energie einsparen. Manche Technologien, z. B. effizientere Motoren für Förderbänder, fallen einem intuitiv als Methode zur Steigerung der Nachhaltigkeit ein. Doch in der Welt der Industrie ist heutzutage die Robotertechnik der letzte Schrei.
In herkömmlichen Lagerhäusern sind die Förderbänder für den internen Transport der Verpackungen oft mehrere Kilometer lang. In letzter Zeit erfüllen autonome mobile Roboter (AMR) dieselbe Funktion auf energieeffizientere Weise. Sie holen und transportieren Paletten nur, wenn sie dazu aufgefordert werden, und meistens in einem bestimmten Bereich des Lagers. Dadurch wird insgesamt der Energiebedarf gesenkt. Diese Roboter arbeiten nicht auf festen Bahnen, sondern bewegen sich frei durch das Lager – wenn eine Mitarbeiterin bzw. ein Mitarbeiter einen Artikel vom anderen Ende des Lagers benötigt, ermittelt das AMR-System mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) die effizienteste Route und bringt den gewünschten Artikel direkt an den Zielort.
In solchen hochmodernen Anlagen sind Roboter nicht die einzige technische Neuerung. Sehen wir uns ein Vertriebszentrum mit Paletten an, die mehrere Dutzend Meter hoch gestapelt sind und eine tonnenschwere Last tragen. Wenn ein Artikel von einer der oberen Paletten benötigt wird, muss der Kran eine hohe Bremskraft aufwenden, um die Fracht langsam und sicher herunterzubringen. In der Regel geht die dabei freigesetzte Energie verloren. Neuere Technologien, die Energiesparmöglichkeiten nutzen, speichern diese Bremsenergie und wandeln sie in Strom für die anderen Bereiche des Lagers um, zum Beispiel für die Förderbänder.
Durch die Minimierung von Lagerflächen, die Reduzierung von Transportabfällen und die Aufwertung von Ökosystemen durch moderne Technologien können Unternehmen ihre Umweltbilanz verbessern und sich gleichzeitig einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Integration der Nachhaltigkeit in die Betriebsabläufe
Die Kundinnen und Kunden verlangen in zunehmendem Maße von ihren Zulieferern Informationen zur Nachhaltigkeit. Die Kundinnen und Kunden wollen sehen, dass die Zulieferer Geld für die Energieeffizienz der Produkte, die Vermeidung von Abfällen und die Verbesserung der Klimabilanz ausgeben. Unternehmen erwarten immer mehr die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und möchten gemeinsam mit den Zulieferern nach nachhaltigen Lösungen suchen, die auf natürliche Weise die vorhandene Infrastruktur ergänzen.
Wenn es bei der Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Logistik eine Konstante gibt, dann die, dass sich diese Ziele nicht ohne ein Zusammenwirken verschiedener Unternehmensbereiche erreichen lassen. Unternehmen müssen die Nachhaltigkeit in den Entscheidungsfindungsprozess einbeziehen und als eigenständige Disziplin anerkennen. Zuerst sollten sie sich fragen: „Wie wirkt sich unsere Geschäftstätigkeit auf die Umwelt aus?“ Und dann: „Wie können wir am meisten bewirken?“ Diese Fragen können oft nur Projektmanager beantworten, die speziell mit der Verbesserung der Nachhaltigkeit beauftragt sind, den betreffenden Markt (zum Beispiel für die Lebensmittel, die Sie produzieren) in- und auswendig kennen und die gewünschten Technologien innerhalb der Betriebsabläufe des Unternehmens optimieren können.
Letztlich ist das nur der Anfang der vielen Nachhaltigkeitschancen, die es in der Lebensmittellogistik gibt. Wir müssen in der Branche untereinander und mit den Kundinnen und Kunden zusammenarbeiten, um bei allen Betriebsabläufen die Effizienz und Nachhaltigkeit zu priorisieren und zu verbessern.
Dieser Artikel wurde ursprünglich online im Food Logistics Magazine veröffentlicht.