Die große Fulfillment-Herausforderung im Bereich Lebensmittel
Erfolg in einer Welt voller Herausforderungen
Der Lebensmittelsektor befindet sich mitten in einer bedeutenden Phase der Änderung. Leben, Arbeit und Einkaufsverhalten der Konsumentinnen und Konsumenten verändern sich gerade radikal.
Welche Kräfte beeinflussen diese neuen Konsummuster, wie beeinflussen sie die Kosten und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Einzelhandelsunternehmen und ihre Logistikprozesse?
Auf den Lebensmittelmärkten in Europa und Nordamerika gibt es eine Reihe etablierter und neuer Trends, die das Potenzial haben, den fein abgestimmten Mechanismus der Lebensmittelvertriebskette erheblich zu beeinflussen. Zu diesen Trends gehören die Zunahme des E-Commerce sowohl bei der Lieferung nach Hause als auch bei Click & Collect-Modellen, ein Wechsel der Wochen- oder Monatseinkäufe hin zu kleineren, aber häufigeren Einkaufen in lokalen Geschäften und das Wachstum von Discountern wie Aldi und Lidl.
Keiner dieser Trends führt alleine zu großen Veränderungen des Marktes, doch zusammengerechnet haben sie das Potenzial, etablierte Praktiken in der Lieferkette unverhältnismäßig stark zu stören – und das in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen die Anpassungsfähigkeit der Einzelhändler deutlich eingeschränkt ist. Kein Wunder, dass einige das Ende des „Goldenen Zeitalters“ für die großen Einzelhändler voraussagen, angesichts neuer Formen des Wettbewerbs. Dazu zählen zum Beispiel die Übernahme von Whole Foods durch Amazon. Andere sehen die guten Zeiten für Verbraucherinnen und Verbraucher, da die neuen Modelle die angebotenen Dienstleistungen fragmentieren und sich die Kosten für die Inanspruchnahme erhöhen.
Effiziente Ladenauffüllung, effektive Bestellausführungen und die passende Anwendung automatisierter Prozesse werden auf dem hoch kompetitiven Mark die Faktoren sein, die für Unterschiede sorgen.
Innovation und Vielfalt
Die sich im Wandel befindende Lebensmittelbranche ist extrem komplex geworden und erfordert innovative und vielfältige Logistiklösungen. Und auch wenn die Herausforderungen real sind, gibt es Möglichkeiten, die bestehenden Lieferketten im Lebensmittelsegment zum kompetitiven Vorteil zu nutzen. Einzelhandelsunternehmen, die vernünftige, wohlüberlegte Entscheidungen für alle Vertriebskanäle treffen, können so ihre Kosten besser kontrollieren und gleichzeitig ihr Marktangebot verbessern.
Effiziente Ladenauffüllung, effektive Bestellausführungen und die passende Anwendung automatisierter Prozesse werden auf dem hoch kompetitiven Mark die Faktoren sein, die für Unterschiede sorgen.
Der Schlüssel dazu ist die Fähigkeit, die Produkte auf den Paletten nach zusammenhängenden Gruppen zu ordnen, damit sie ansprechend präsentiert werden können. Das ist eine besondere Herausforderung, wenn zum Beispiel frische Artikel nicht unbedingt in der Reihenfolge geliefert werden, wie es die Läden im Sinn haben.
Zunächst ist es wichtig, die Dynamiken des Marktes und die anstehenden Herausforderungen zu verstehen.
Praktisches Home-Shopping hat seinen Preis
Der Online-Einkauf von Lebensmitteln steigt gerade rasend schnell an. Der Online-Einkauf von Lebensmitteln könnte in den nächsten zehn Jahren um das Fünffache zunehmen, wobei US-amerikanische Verbraucherinnen und Verbraucher bis 2025 eventuell mehr als 100 Milliarden Dollar für Lebensmittel ausgeben, die sie von zu Hause aus einkaufen. Das ist eine beeindruckende Zahl, aber diese Verkäufe werden nur einen kleinen Teil des Gesamtmarktes ausmachen. Außerdem entfällt ein großer Teil auf reine Online-Anbieter und Einzelhandelsunternehmen, die hohe Qualität anbieten – neue Unternehmen, die nicht direkt in Konkurrenz mit den Supermärkten stehen.
Dennoch müssen Einzelhandelsunternehmen die Möglichkeit des Online-Einkaufs anbieten. Das gilt nicht nur für einen einzigen Kanal, sondern für mehrere, und besonders in Bezug auf die Lieferung. Einzelhändler können Optionen anbieten, die Lieferung in die Wohnung, an den Arbeitsplatz oder an bestimmte Abholstellen, zum Beispiel an Verkehrsknotenpunkten, ermöglichen. Alternativ oder zusätzlich kann eine Online-Bestellung in einem Supermarkt abgeholt werden, nachdem sie an einer Abholstelle in einem größeren Geschäft, einem Verteilerzentrum oder einem reinen Online-Lager zusammengestellt oder geliefert wurde.
Die Schwierigkeit ist hier offensichtlich. Bei einem großen Wocheneinkauf übernehmen die Verbraucherinnen und Verbraucher die Produktauswahl und die Lieferung; bei einer Online-Bestellung müssen diese Schritte und ihre Kosten ganz oder teilweise vom Unternehmen getragen werden. Im Anfangsstadium waren die Unternehmen dank kleiner Bestellvolumen darauf vorbereitet, diese Kosten zu übernehmen, um Kundinnen und Kunden anzuziehen. Das ist jetzt kein tragbares Modell mehr.
Eine kostenlose Zustellung setzt heute in der Regel einen Mindestbestellwert von 50 bis 70 Dollar voraus, obwohl einige Expertinnen und Experten der Meinung sind, dass die Kosten erst durch einen durchschnittlichen Bestellwert von über 100 Dollar gedeckt werden. Auf dieser Ebene kann der Online-Einkauf einfach den wöchentlichen Großeinkauf ersetzen, was für Einzelhandelsunternehmen mehr Kosten bedeutet – und weniger Möglichkeiten dazu, Werbung zu machen oder Kundinnen und Kunden zu Impulskäufen zu verleiten.
Dann gibt es da noch das Problem der Bestellzusammenstellung und der Lieferung. Manche Pioniere der Branche entschieden sich dazu, die Artikel der Online-Bestellungen von den Regalen ihrer großen Läden zu nehmen. Dadurch erzielten sie schnell und relativ günstig eine nationale Abdeckung, und das Modell funktionierte gut bei niedrigem Volumen. Allerdings gibt es jetzt offensichtliche Konflikte aufgrund der regulären Kundinnen und Kunden im Laden, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wegen der Ausführung von Online-Bestellungen und der Auffüllaktivitäten. Darunter kann das positive Kundenerlebnis im Laden leiden.
Und es gibt zusätzliche Ineffizienzen bei einer Artikelauswahl im Laden. In einem Lager oder Verteilerzentrum sind die Produkte so gruppiert, um (so gut wie möglich) die kürzesten Wege zu ermöglichen. Ein Supermarkt ist genau gegenteilig aufgebaut: Er ist so angelegt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher alles sehen können, was es gibt – in der Hoffnung, dass etwas davon es in den Einkaufswagen schafft.
Andere haben sich für eine radikal andere Strategie entschieden. Manche Unternehmen beliefern große Gebiete von nur drei oder vier Online-Verteilerzentren aus. Dadurch werden kanalübergreifende Konflikte vermieden, aber es können keine sehr schnellen Lieferzeiten versprochen werden. Das ist auch das Problem bei denjenigen, die Online-Bestellungen nach Ladenschluss zusammenstellen. Per Definition können sie erst am nächsten Tag liefern, und ein großer Teil des Online-Marktes setzt auf bessere Angebote als das.
Lokale Läden: die neuen Hotspots
Der zweite auffällige Trend ist die Entstehung des Modells mit kleinerem, lokaleren Laden. Diese Läden sind nicht unbedingt besonders klein, aber üblicherweise bedienen sie entweder festgelegte Gebiete ohne einfachen Zugang zu einem großen Supermarkt, oder sie befinden sich an Hotspots wie Stadtzentren, Verkehrsknotenpunkten und ähnlichem. Es gibt ein begrenztes Angebot aus schnelllebigen Konsumgütern, das oft aus frischen Artikeln für unterwegs und Grundnahrungsmitteln besteht.
Das Angebot in lokalen Läden ist eingeschränkt, nicht nur aufgrund wirtschaftlicher Bedingungen, sondern auch aus Platzgründen. Durch eine gute Lage in urbanen Gebieten ist oft kein Platz für eine Laderampe oder Lagerplatz. Der Nachschub, besonders für frische Produkte, muss in kleinen, aber häufigen Lieferungen erfolgen. Es gibt wenig Platz für ganze Paletten oder große Kühlgeräte im Lagerbereich. Üblicherweise werden Bestellaufträge für weniger als eine Palettenladung erteilt, oft sogar für weniger als eine Kistenladung.
Diese Anforderung an Mehrfachbehälter oder Einzelprodukte, besonders für Waren mit geringerem Bedarf, kann zum Problem werden. Man kann das DC mit zwei Entnahmeseiten für das Produkt einrichten, eine Seite für Einzelkisten und eine für geteilte. Eine Alternative dazu ist das Umfüllen in Mehrfachbehälter und die Deckung des kleineren Bedarfs durch Gruppierungen per automatisiertem Warenträgersystem, das von einem Puffersystem gespeist wird.
Eine weitere Überlegung ist, dass lokale Geschäfte wahrscheinlich keine Lösung für das Online-Dilemma bereitstellen können. Sie können nicht das gesamte Sortiment führen, es gibt keinen Platz, um zusammengestellte Bestellungen bis zum Versand zu lagern, und es ist unwahrscheinlich, dass es genügend Parkplätze für eine Click & Collect-Option gibt, selbst wenn die Bestellung an einem anderen Ort zusammengestellt wurde. In vielen Städten könnte die Regulierung von LKW-Größen und Betriebszeiten zu einem erheblichen Hindernis werden, wie es bereits in Europa der Fall ist.
Der Erfolg der Discounter
Ein weiterer wichtiger Trend ist der Aufstieg der Discounter, besonders Lidl und Aldi. Auch wenn ihr Wachstum beeindruckend ist, stellen sie nur einen kleinen Prozentteil des Marktes dar. Wie bei den anderen Trends steht jedoch das Potenzial, die Geschäfte der etablierten Einzelhandelsunternehmen negativ zu beeinflussen, in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Marktanteil.
Interessanterweise erweitern die Discounter ihr Sortiment bzw. die Anzahl ihrer Artikel und etablieren andere Elemente, wie z. B. Cafés, die eher für größere Geschäfte typisch sind. Es wird interessant sein zu sehen, ob der Preisvorteil beibehalten werden kann, der zumindest zum Teil auf dem Ansatz der Minimalberührung, -verteilung und –präsentation beruht.
Diese negativen Faktoren kommen für die meisten Lebensmittelgroßhändler zu einem unpassenden Zeitpunkt. In den vergangenen Jahren waren die Gewinne schlecht und haben in manchen Fällen sogar drastisch abgenommen. Wie in vielen anderen Bereichen des Einzelhandels auch wird das mittlere Segment dadurch unter Druck gesetzt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher nach hoher Qualität oder günstigen Preisen suchen.
Außerdem ist es schwierig, kompetente und zuverlässige Arbeitskräfte für körperlich anstrengende und nicht besonders gut bezahlte Tätigkeiten zu gewinnen. In vielen urbanen Gegenden wurden erfolgreich Gesetze eingeführt, die den Mindestlohn über bevorstehende Anstiege auf nationaler Ebene hinaus anheben. Und es gab eine Zeit der Preisdeflation bei Lebensmitteln, was bedeutet, dass weniger Einnahmen zur Deckung der Kosten für eine bestimmte Dienstleistung zur Verfügung stehen.
Anhand dieser Vorkommnisse ist klar geworden, dass der Lebensmittelsektor Wege finden muss, smarter mit bestehenden Assets umzugehen.
Die Kosten von Service: eine Herausforderung mit Zeit und Raum
Was sind in Bezug auf die Logistik die Konsequenzen dieser Trends, und was sind die Einschränkungen?
Hauptsächlich geht es darum, die Servicekosten zu kontrollieren und (wenn möglich) zu reduzieren. Die Herausforderung liegt darin, dass ein ursprünglich sehr simples System zur Lagerung und Lieferung jetzt beängstigend komplex ist. Beim alten Modell der großen Supermärkte konnte ein sehr großer Teil des Geschäfts mit wenig Intervention auf Paletten- oder Kistenebene abgewickelt werden – Warenanlieferung, Verstauung, Warenabtransport.
Jetzt aber muss das gleiche Verteilerzentrum mit lokalen Läden umgehen, die weder gesamte Paletten brauchen noch unterbringen können – bei weniger schnell verkauften Produkten sind es noch nicht einmal ganze Kisten. Daher wird die Verteilung und erneute Konsolidierung von entscheidender Bedeutung sein, und die Läden werden möglicherweise mehrmals am Tag Nachschub anfordern, anstatt vielleicht nur jeden zweiten Tag. Hier wird die filialgerechte Vorbereitung der Lieferungen – nach Gängen geordnete Artikel – ein wichtiger Aspekt des Auffüllzyklus in der Filiale sein.
Dann gibt es das Fulfillment für Online-Kundinnen und -Kunden, wobei auf individueller Ebene kommissioniert wird. Stellen Sie sich die Anforderungen an eine richtig ausgeführte Bestellung mit, sagen wir, Lebensmitteln im Wert von 100 Dollar vor.
Natürlich gibt es dabei Artikel, die gekühlt, gefroren oder bei Raumtemperatur gelagert werden müssen. Dabei ist es wichtig, Produkte wie rohes Fleisch getrennt von anderen aufzubewahren. Aus Geschmacksgründen ist es keine gute Idee, Fleisch zum Beispiel mit Fisch einzupacken. Empfindliche Produkte, wie teurer Scotch oder weiches Obst, brauchen einen anderen Umgang. Außerdem ist es wichtig, Lebensmittel von anderen Produkten wie zum Beispiel Reinigungsmitteln zu trennen. Das sind viele Taschen in einer einzigen Bestellung, und viele von ihnen wurden separat zusammengestellt und müssen dann zu einer einzigen Lieferung kombiniert werden.
Manche Unternehmen reagieren auf lokale oder bundesstaatliche Maßnahmen und berechnen einen Preis für Taschen oder bieten den Kauf ohne Taschen an. Das könnte bedeuten, dass Lieferfahrerinnen und -fahrer warten müssen, während die Person die Liefertaschen auspackt. Und wenn die Person nicht zu Hause ist, muss ein neues System eingesetzt werden, damit bei der nächsten Bestellung die Taschen mitgenommen werden.
Ohne ein System steigen die allgemeinen Servicekosten, und es gibt wenig Möglichkeiten, diese auf die Verbraucherinnen und Verbraucher umzulegen. Außerdem erwarten die Käuferinnen und Käufer günstigere Produkte als im Laden, obwohl die Unternehmen mehr Arbeit übernehmen. Darüber hinaus haben einige Einzelhandelsunternehmen die Kosten in Form von unterschiedlichen Preisen in den entsprechenden lokalen Geschäften berücksichtigt, was jedoch bei den Kundinnen und Kunden, die Supermarktpreise an praktischen Standorten erwarten, nicht gut ankam.
Optimierung des Platzes: auf dem Weg zum Dark Store
Die oben aufgeführten Faktoren darauf hin, dass die Flächen in den Verteilzentren für Lebensmittelangebote (oder überall dort, wo in den Geschäften vor Ort Regale aufgefüllt und die Online-Bestellungen abgewickelt werden) bald extrem überfüllt sein werden. Das gilt auch für die Auslieferung der Waren. In der Regel ist ein Zustellfahrzeug, das auf die urbanen Straßen angewiesen ist, gut unterwegs, wenn es pro Fahrt 20 Lieferungen befördert. Das ist viel Verkehr, auf das ein Standort vielleicht nicht vorbereitet ist. Um Platz zu schaffen, ist es wichtig, dass alle Lieferfahrzeugsabläufe so gut wie möglich optimiert werden.
Diese ganzen zusätzlichen Aktivitäten voller Details lassen auch darauf schließen, dass mehr Personal benötigt wird – vorausgesetzt, es lassen sich zuverlässige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden, die den angebotenen Lohn annehmen. Der einzig denkbare Weg ist da die Automatisierung von Prozessen.
Die Reaktion darauf hängt sehr stark vom jeweiligen Unternehmen ab. Eine interessante Lösung, die von einigen Einzelhandelsunternehmen in Erwägung gezogen wird, ist die Umwandlung der gesamten oder teilweisen Fläche eines großen Ladens in einen „Dark Store“, der lokale und Online-Kanäle bedient.
Ein Dark Store sieht einem großen Supermarkt sehr ähnlich. Die Gänge sind nach bekannter Logik aufgebaut, doch bieten üblicherweise mehr Platz, damit Geräte sich besser bewegen können. Da sich keine Kundinnen und Kunden vor Ort aufhalten, kann der Anteil der Automatisierung sehr hoch sein. Das könnte die automatische Weiterleitung sowohl Kommissioniererinnen und Kommissionierer durch Pick-to-Voice als auch ähnlicher Technologien beinhalten und Behälter an die entsprechende Stelle der Kommissionierfläche bestellen. Die Ware-zur-Person-Automatisierung, die von Multishuttle-Systemen gespeist wird, ist ebenfalls geeignet, insbesondere für langsame oder gruppenweise kommissionierte Artikel. Und es können auch Förderbandsysteme zur Sortierung und Konsolidierung für die Reihenfolge der Transporter/Routen sinnvoll eingesetzt werden.
Bis jetzt wurde Dark Stores eigens gebaut, aber gibt es angesichts der hohen Immobilienpreise und der Überkapazitäten in einigen großen Läden, die durch die veränderten Einzelhandelsstrukturen entstanden sind, vielleicht noch einen anderen Weg? Die Möglichkeit, einen Teil eines bestehenden großen Ladens in einen Dark-Store-Hybrid zu verwandeln, ist verlockend.
Es gibt viele Vorteile davon, einen bestehenden Laden anzupassen: Das Gebäude selbst, die Beleuchtung und andere Strukturen, die Einrichtungen für das Personal und die Parkplätze sind bereits vorhanden, und die vorhandenen Kundenparkplätze können unterteilt werden, um die Lieferfahrzeuge unterzubringen. Die Kommissionierung wird größtenteils oder vollständig aus der Kundenumgebung herausgenommen und kann bei Bedarf automatisiert werden, während die Eingangslogistik im Wesentlichen nicht verändert wird. Es ist ein überzeugendes Angebot, das durch die Anwendung von Automatisierungstechniken zur Produktivitätssteigerung noch weiter verbessert werden könnte.
Ein palettenorientiertes Lager oder Distributionszentrum ist in der Regel recht gut in der Lage, das gesamte Volumen der Einrichtung zu nutzen. Wenn wir uns die Dinge genau ansehen, scheint eher die Fläche als das Volumen eine Rolle zu spielen. Angesichts der Kosten gewerblicher Immobilien und der Notwendigkeit einer kosteneffizienten Nutzung ist es von entscheidender Bedeutung, dass das volle Potenzial des Gebäudes ausgenutzt wird. Hier können automatische Lager- und Abrufsysteme die Lagerdichte und -leistung am besten optimieren.
Viele Lager und Vertriebszentren können von relativ günstiger Automatisierung durch Software und Hardware profitieren. Diese Automatisierung kann von Hochregallagern mit Bedienfunktion über den Einsatz von Zwischengeschossen bis hin zu einfachen Fördersystemen für den effizienten Transport von Taschen oder anderen Behältnissen reichen.
Bei der Automatisierung menschlicher Elemente gibt es auch Möglichkeiten. Die sprachgesteuerte Kommissionierung ist inzwischen weit verbreitet, und die visuelle Kommissionierung über Smart-Brillen wird immer erschwinglicher. Beide Methoden verbessern erwiesenermaßen die Kommissioniergenauigkeit. Die Kombination aus Sprachsteuerung und fahrerlosen Transportsystemen ist eine mögliche Richtung für die Zukunft.
Und auch an die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter muss gedacht werden. In Skandinavien und den USA wird Automatisierung eingesetzt, um die Auswirkungen von Entschädigungsansprüchen aufgrund von Arbeitsunfällen durch Hebe- und Streckbewegungen zu verringern. In den USA werden aus diesem Grund bei Unternehmen wie z. B. Walmart wann immer möglich Paletten statt einzelnen Kisten entnommen.
Automatisierung zum Umgang mit den Herausforderungen
Lebensmittelanbieter sehen sich mit einer immer herausfordernderen Umgebung konfrontiert, in der niedrige Preise auf hohe Kosten treffen, besonders dem existenzsichernden Lohn. Geeignete Arbeitskräfte zu finden ist ein Problem, das nicht nur durch die Steigerung der Arbeitsproduktivität, sondern auch durch die Schaffung eines sichereren und lohnenderen Arbeitsumfelds gelöst werden muss. Verbraucherinnen und Verbraucher verlangen immer mehr zeitnahe und pünktliche Bestellerfüllungen auf mehreren Kanälen.
Wenn der Lebensmitteleinzelhandel den veränderten Anforderungen des Marktes gerecht werden und davon profitieren will, muss gut darüber nachgedacht werden, wie die Prozesse in der Lieferkette optimiert und stärker auf die Bedürfnisse des Lebensmittelmarktes abgestimmt werden können. Dazu müssen Lebensmittelunternehmen auf die subtilen Veränderungen im Kaufverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher und den Druck reagieren, der aufgrund von steigenden Arbeitskosten und den Zwängen starrer Immobilienportfolios auf den Logistikaktivitäten der Unternehmen lastet.
Klar ist, dass die komplexen Anforderungen des Omnichannel-Fulfillment, der flexiblen Lagerauffüllung und der fortschrittlichen Sequenzierungstechniken verstärkt den Einsatz automatisierter Technologien zur Kommissionierung und Auftragszusammenstellung erfordern werden. Intelligente Automatisierungssysteme, die innovativ eingesetzt und optimiert werden, liefern die Mittel zur Bewältigung dieser Herausforderungen und schaffen neue Möglichkeiten.